Tualatin P-III S @ i440BX (S370, zweiter Teil)

Seite 2 - Der i440BX Chipsatz

 

Der i440BX Chipsatz ist den meisten Leuten durch seine enorme Langlebigkeit ein Begriff geworden. Schlagwörter wie Performance, Stabilität und Kompatibilität kennzeichnen diesen Chipsatz aber ebenso durch seine gesamte Lebenszeit, die praktisch erst mit den schnelleren Northwood Prozessoren ein richtiges Ende finden konnte. Doch mit Hilfe des Tualatin Kernes sollte es seit einiger Zeit möglich sein, dem i440BX zu einem letzten Aufschrei vor seinem endgültigen Ableben zu verhelfen. Bislang wollte dies einfach durch das Overclocking Hemmnis nicht so recht möglich werden, doch Kapitulation haben die wenigsten BX Fans im Sinne, die dem Chipsatz seit seinem Auftritt im Jahre 1998 die Treue halten. Dies erscheint mir Rechtfertigung genug für einen letzten Versuch, das gesteckte Übertaktungsziel von >=150MHz FSB doch noch zu erreichen.

i82443BX:

Der i440BX besteht aus der 82443BX Northbridge, deren Features mittlerweile eher karg aussehen. Beim Release bot diese neue Northbridge mit 100MHz FSB und 800MB/sec theoretischem RAM-Durchsatz aber einen taktischen Vorteil gegenüber den damaligen LX, ZX oder gar FX Pentium-II Plattformen. Anfangs wurde der Vorteil noch nicht klar, waren doch die niedrig getakteten Pentium-II CPU's nicht dazu in der Lage den höheren FSB voll auszureizen. Als die Prozessorserie weiter voranschritt und schließlich der 0.25µm Pentium-III "Katmai" den Markt betrat und bald vom 0.18µm Pentium-III "Coppermine" Prozessor abgelöst wurde, wurde klar wie wichtig Front Side Bus und Speicherperformance doch sind. 

Lange Zeit nach der glanzvollen Ära der Pentium-III Prozessoren und den ersten Gefechten gegen den erfolgreichen AMD Athlon kam der Pentium4 "Willamette" mit 256KB L2 Cache in 0.18µm Fertigung auf den Markt, doch viele User sträubten sich gegen die Neuerung, der Pentium4 bot zu wenig Pro MHz Leistung, war enorm heiß und damals nur mit schnellem, aber noch extrem teuren Rambus Speicher zu betreiben. Der i440BX Chipsatz blieb also in Kombination mit dem P-III Coppermine für viele Intel User die einzige Option, da die i815 und i820 (P-III + Rambus) Chipsätze keine wesentlichen geschwindigkeitsseitigen Besserungen brachten.

i82371EB / PIIX4E: 

Alt sahen aber mittlerweile die Features des i440BX aus: ATA33, 2 USB 1.1 Ports, AGP2x. Einige Mainboardhersteller begannen jetzt, zusätzliche ATA66 und ATA66 RAID Controller zu verbauen, um die IDE Leistung zu verbessern. Das AGP2x Defizit beachtete man nicht weiter, da AGP4x und AGP Fast Writes ohnehin keine nennenswerten Vorteile mit sich brachten. Die ebenfalls zunehmende Veraltung der 82371EB (PIIX4E) Southbridge konnte man also recht gut umgehen, doch dem Chipsatz fehlte noch zusätzlich zu den genannten Punkten ein offizieller 133MHz FSB Support. Grund dafür war der kleinste AGP Teiler von 2/3, der den AGP bei 133MHz FSB bereits auf 88.6MHz übertaktete, der PCI blieb dank dem 1/4 Teiler auf 33MHz. So scheiterte der offizielle FSB133 Support also nur an einem winzigen Detail. Dies hielt manche Mainboardhersteller und die meisten User aber nicht davon ab, diese (und höhere) FSB Einstellungen weiter zu nutzen.

Der Tualatin Core:

Die FSB Overclocking Welle war mittlerweile im vollem Gange, als Intel mit dem neuen Pentium-III Prozessor still und klammheimlich die 0.13µm Fertigungstechnologie einweihte. Die für den Bladed-Server Sektor konzipierte CPU erhielt mit der Hardware DPL (Data Prefetch Logic) sogar eine technologische Neuerung des Pentium4 Prozessors verpaßt. Damit holte sich der Prozessor Daten in den Cache, noch bevor diese benötigt werden (vgl. Sprungvorhersage). Errät die CPU die richtigen Daten, und werden diese dann tatsächlich benötigt, so werden sie aus dem Cache statt aus dem langsamen Hauptspeicher geladen. Besonders effektiv ist dies in Verbindung mit der Pentium-III S CPU, die über 512KB statt 256KB L2 Cache verfügt. Damit ist zwar keine höhere Speicherbandbreite möglich, die bestehende Bandbreite wird aber effektiver genutzt. Nun trafen also zwei Generationen aufeinander: Das Urgestein i440BX, nichts desto trotz schnellster Desktop S370 Chipsatz und der brandneue, teure Pentium-III Prozessor, bereit, dem Pentium4 und dem Athlon XP das Fürchten zu lehren, nicht nur in Sachen Leistung sondern auch Leistungsaufnahme und damit in Folge Laufruhe. Vom Pentium-II bis zum Pentium-III S, eine Geschichte von 4 Jahren Entwicklung, überlebt von einem einzelnen Chipsatz. 

Diskutieren wir nun also das erfolgreiche, wenn auch so nicht ganz geplante Zusammentreffen dieser Prozessoren mit diesem Urgestein von einem Chipsatz, ein Mal mehr ganz ohne Adapter:

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