3dfx Special zum zweiten Todestag

Seite 6 - Die Voodoo5 6000 AGP

Jeder, der diese Zeilen liest, beziehungsweise bis hierher überhaupt durchgehalten hat, wundert sich vielleicht, warum ich sie noch nicht erwähnt habe. Die 3dfx Interactive Voodoo5 6000, in den H:O Foren als "Die Göttin" bezeichnet war das ehrgeizigste VSA-10x Projekt, daß man bei 3dfx je ersonnen hatte. Nun, es gibt Grafikkarten. Sicherlich gibt es schnelle Grafikkarten, und Grafikkarten mit sinnvollen Features. Dann gibt es noch etwas heiße Grafikkarten, und solche die etwas viel Strom verbrauchen, auch solche mit viel Speicher oder guten Taktungseigenschaften. Es gibt natürlich auch ein bißchen zu große Grafikkarten.

Und es gibt die Voodoo5 6000...

 

<Bild verloren>

Dies hier ist eine Voodoo5 6000 AGP der Revision 3700-A, um genau zu sein - mein eigenes Board. Leider ist dieses Exemplar nicht betriebsfähig, da es bei ungenannter Quelle mit einer Überspannung von 19V schwer beschädigt wurde (12V Standardspannung). Der BIOS Chip ist bereits ausgewechselt worden, ein Wechsel des HiNT Brückenchips steht noch an. Es gibt natürlich Tonnen von Bildmaterial zur 3dfx Voodoo5 6000 AGP, die ich nicht alle hier präsentieren will, aber Google findet in der Regel schon so einiges dazu. Damit die 4 PCI Devices, also die VSA-100 Kerne an den im PCI Modus betriebenen AGP angebunden werden konnten, war hier bereits wieder ein PCI-zu-PCI Brückenchip nötig, der zuerst von Intel und später von HiNT bereitgestellt wurde. Dies liegt in der Natur des etwas anders funktionierenden Designs von 4-Weg und höhergradigeren SLI Systemen.

Sie ist riesig, sie ist extrem heiß, sie ist mit 4 VSA-100 Prozessoren und 128MB Speicher bestückt, und das im Jahre 2000. Zur damaligen Zeit wäre dieses Monstrum, das übrigens volle Baulänge aufweist kaum mit Strom zu versorgen gewesen, weswegen man das unabhängige externe Netzteil "Voodoo Volts" mitliefern wollte. Leider gab es in der Platinenlayoutentwicklung der Voodoo5 6000 enorme Schwierigkeiten und auch der erste Brückenchip, ein altes Intel Modell mußte später durch die HiNT HB1-SE66 Brücke ersetzt werden. So durchlief dieses Board eine Reihe von sogenannten "Intel Revisionen" und "HiNT Revisionen", von der nur die letzten als voll betriebsfähig gelten. Hierzu zählen etwa die Revision 3400, oder die letzte Revision 3700, die auch von Quantum3D in einigen AAlchemy Systemen für professionelle Simulationen verbaut wurden. Soweit es heute bekannt ist, existieren ein paar hundert Karten der letzten Rev.3700 und noch eine Handvoll weiterer. Zudem existiert ein einzelnes Exemplar der "Voodoo5 6500", auf dem die Chips in der von Symbolfotos bekannten 2:2 Anordnung verlötet sind. Dieses Modell war ebenfalls noch mit einer Intel Brücke ausgestattet, und gilt als nicht betriebsfähig. Der Aufenthaltsort dieser Karte ist unbekannt (Update vom 03.03.2004: Heute wissen wir, daß sich die Karte in AmigaMerlin's Besitz befindet, der auch rudimentäre Treiber dafür weiterentwickelt. Referenz: [3dfxZone]).

 

<Bilder #1 und #2 verloren>

Die 3dfx Voodoo5 6500 war der ursprüngliche Entwurf für die 4-Weg SLI Karte. Überwältigende Designprobleme mit dem Layout zwangen die Entwickler aber auf eine lineare Anordnung zu wechseln, die in einer Karte voller Baulänge resultierte, aber betriebsfähig war. Die letzte Revision 3700 gilt sogar als Board, daß man im Retail-Markt hätte vertreiben können, wäre man noch dazu in der Lage gewesen. Die Voodoo5 6000 beherrscht 8x Supersampling, und damit auch 8xFSAA. Das Symbolfoto zur ursprünglichen Voodoo5 "6500" ist ebenfalls hier links zu sehen, mitsamt dem massigen Voodoo Volts. Die Karte wäre in 2:2 Anordnung natürlich um einiges kürzer geworden, wie man im Vergleich zu meinem eigenen Foto der 6000 oben gut sehen kann. Es wäre möglich, daß 3dfx Interactive die 4-Weg SLI Konfiguration tatsächlich auf den Markt gebracht hätte, wenn die erste Anordnung funktioniert hätte. Vielleicht aber auch nicht, das werden wir nun leider nicht mehr herausfinden können.

4-Weg SLI war äußerst schwierig zu implementieren, weil das Platinenlayout also Probleme aufwarf. Die Karte wäre im Endeffekt also heiß, teuer und für viele Tower unbrauchbar gewesen. Auch wenn man hätte annehmen können, daß jemand, der sich für diese Karte interessiert schon den richtigen Tower zur Verfügung haben wird, war dies doch ein Kritikpunkt, der zu den bestehenden Kritiken an der Voodoo5 hinzukam. Nichts desto trotz hätte es wohl genug Freaks und Wahnsinnige gegeben, die sich die Voodoo5 6000 gekauft hätten, alleine schon aufgrund der Einzigartigkeit ihres Designs und dem befriedigenden "Angeber"-Faktor der aus der Karte esultiert! 3dfx ist in seinen Entwürfen wirklich nie einen leichten Weg gegangen, dies begann schon mit den ersten Voodoo²SLI Systemen und endete mit der Voodoo5 6000. Mißwirtschaft, interne Schwierigkeiten bis hin zur Führung der Firma und technische Probleme führten schließlich zum Ende des Sympathieherstellers 3dfx. 

 

<Bild verloren>

3dfx Interactive® Voodoo5 6000 AGP
4 VSA-100 Prozessoren auf 166 oder 183MHz
128MB 6ns, 5.5ns oder 5.4ns Speicher auf 166 oder 183MHz
1.33 oder 1.46GPixel / GTexel Füllrate
Rotated Grid supersampled "Spatial" Full Scene Anti-Aliasing, 2x, 4x & 8x
HiNT HB1-SE66 Hochleistungsbrückenchip (Stepping B0031)
60 - 70W Stromaufnahme unter Volllast
Externe Versorgung via "Voodoo Volts"
Alle weiteren Featuredaten sind identisch zur Voodoo5 5500

Inoffiziellen Benchmarks zufolge hätte die Voodoo5 6000 die Kapazität gehabt, eine GeForce2 Ultra knapp zu schlagen, womit man sich die Performancekrone, nach der man sich so sehnte, hätte zurückholen können. In weiterer Folge hätte man die Voodoo5 6000 wohl mit VSA-101 Chips bestückt, was auch die Experimente mit 5.4ns und 5.5ns Speicher an einigen Modellen der Rev.3400 erklären würde. Auch ein darauffolgender Umstieg auf eine interne Stromversorgung a la Voodoo5 5500 wäre dann in greifbare Nähe gerückt. Daß dies geplant gewesen sein könnte, ist an den vorhandenen internen Lötstellen für eine +12V Stromversorgung zu erkennen. Wie einige betriebsfähige v5 6000 Karten beweisen, sind diese Anschlüsse auch voll funktionstüchtig.

 

<Bilder #1 und #2 verloren>

Hier sehen wir noch eine Voodoo5 6000 der späten Revisionen in sehr hoher Auflösung. Die Lüfter der Karte wurden hier offenbar für eine bessere Scanqualität durch bessere Annäherung zum Scanner abgeschraubt. Man erkennt die angelöteten Schraubverschlüsse für interne Stromversorgung, den HiNT HB1-SE66 Brückenchip sowie das Voltage Regulator Modul, die 128MB Speicher und natürlich die vier Kerne. Bemerkenswert ist unter anderem die enorm hohe Bauteildichte auf dem Board. Die Karte ist sowohl vorne als auch hinten praktisch voll bestückt, hier wird auch klar warum man sich beim Design des Boards so schwer tat. Bei dieser Platine handelt es sich um ein vier Schichten umfassendes Multi-Layer Design. Auch die Voodoo5 6000 benützt den AGP übrigens im 66MHz PCI Modus, worauf auch die HiNT Brücke eindeutig hinweist.

Kurz bevor 3dfx schließlich und endlich seine Tore schloß, wurde das 4-Weg SLI Design noch an Quantum3D weiterverkauft, sodaß Quantum3D dieses praktisch exklusiv nutzen konnte. Alle bis dato gefertigten Karten der Revisionen 3700-A und 3700-A1 sowie 3700-A2 wurden dabei an Quantum3D überstellt. Quantum3D selbst hatte inzwischen für seine AAlchemy Systeme auch ein 8-Weg SLI System in voller Baulänge und voller Baubreite entwickelt, das über 256MB Speicher verfügt. Leistungsdaten zu diesem Profiboard sind allerdings nicht bekannt.

 

<Bild verloren>

Quantum3D AAlchemy. Dieses Board besitzt unbekannte Brückenchips auf der Rückseite, und über einen proprietären Quantum3D Stromversorgungsanschluß. Bis zum heutigen Tag ist keine dieser Karten in den freien Handel entkommen, anders als dies bei den unzähligen herausgeschmuggelten Voodoo5 6000 Karten der Fall ist. Diese Systeme könnten unter Umständen sogar 16xFSAA realisieren, jedoch ist zumindest mir nicht bekannt, ob und wenn ja wie Quantum3D das jemals umgesetzt hat. Mittlerweile ist die noch existierende Firma ebenfalls auf Produkte von nVidia umgestiegen, im ihr Überleben zu sichern. Skalierbare 3dfx Beschleuniger wie die Mercury oder die ersten AAlchemy Serien kamen in Automaten sowie in zivilen und US-amerikanischem militärischen Simulatoren zum Einsatz.

Soweit die meisten die Geschichte kennen ist hier Schluß mit 3dfx. Die SLI Patente waren verkauft, die Voodoo5 6000 knapp vor dem Ziel gescheitert, und die Features der Voodoo5 5500 brachten wegen mangelhafter Implementation in die Softwareschnittstellen und suboptimalem Marketing nicht die gewünschte Akzeptanz in der Hardwarewelt, auch wenn eine gewisse Gruppe qualitätsbewußter Spieler auf die Karte schwor. Eine Firma, die vom ersten Moment an nicht in den OEM Markt vordringen kann, hat es ohnehin schon schwer genug, und der Markt der Spielebeschleuniger ist nun einmal kein Nischenmarkt, wie Bild- und Videobearbeitung, wo sich Matrox festsetzen und retten konnte. Doch noch ist nicht ganz Schluß, es bleibt noch ein Ausblick auf das, was 3dfx noch hätte werden können, wäre die Voodoo5 erfolgreich gewesen.

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