3dfx Interactive Voodoo5 6000 AGP

Seite 1 - Einleitung zum letzten der 3dfx Reviews,

dem ersten Full-Size Voodoo5 6000 AGP Review weltweit!

 

Werte Damen und Herren, lange Zeit hat H:O auf diese Gelegenheit gewartet, erneut zu einem Rundflug durch die Vergangenheit der Grafikkartentechnologie einladen zu können. Einmal mehr (wohl das letzte Mal) befindet sich eine ganz besondere 3dfx Grafikkarte auf dem Prüfstand. Aber es ist nicht nur eine Grafikkarte, die heute getestet werden soll, sondern vielmehr eine Legende - ein sagenhafter Mythos, der bis dato immer wieder in den Nebeln der Ungewißheit entschwinden konnte. Es handelt sich um die 4-Weg SLI Top-Level Konfiguration des "Napalm" Kernes, die 3dfx Voodoo5 6000 AGP - die seltenste, sagenumwobenste und zugleich irrsinnigste Grafikkarte aller Zeiten!

Eigentlich hatte sich Hard:Overclock ja schon mit dem Review der 3dfx Voodoo5 5500 AGP, der letzten offiziellen 3dfx Grafikkarte vom Grafikpionier 3dfx verabschiedet, doch so ganz scheint sich dies nicht einhalten zu lassen, wie schon das im Dezember releaste [3dfx Tribute] zeigte. Die ganze Zeit über war da aber noch eine Sache, die unbedingt noch hat erledigt werden müssen, eine Sache, die all die Jahre ungeklärt blieb: Wie hätte die Lage im Jahr 2000 wohl ausgesehen, wenn 3dfx das ursprünglich angekündigte Spitzenmodell der VSA-100 Serie, die berühmte Voodoo5 6000 AGP doch noch herausgebracht hätte? Dies ließ sich nie vollends klären, da es auf der ganzen Welt nur sehr wenige Voodoo5 6000 Prototypen gibt, nur etwa 100-150 der letzten Revision sollten sich in freiem Umlauf befinden, wovon bei weitem nicht mehr alle Modelle lauffähig sind. Wer das Geschehen in den H:O News des letzten Jahres mitverfolgt hat, wird wissen, daß sich schon seit gut einem halben Jahr ein Prototyp in unseren Händen befindet, der sich jedoch als defekt herausstellte. Nun, nach langer Zeit des Wartens, großen Investitionen und dem Aufbau eines passenden Testsystems ist es tatsächlich soweit: Ein Review vollen Umfanges kann jetzt präsentiert werden, um endlich nachzuholen, worauf so viele damals vergeblich warteten.

Zum Review seien noch einige Dinge gesagt: Die Voodoo5 6000 AGP ist kein Serienmodell, auch in der letzten Revision nicht. Eine echte Serienproduktion gab es nie, weswegen alle heutigen Karten noch bis zu einem gewissen Grad bugverseucht sind, und zum Beispiel nicht auf allen Mainboards laufen. Daher sollte man sich nicht wundern, wenn immer wieder von Inkompatibilitäten oder nicht lauffähigen Modi berichtet wird - letzten Endes handelt es sich eben nicht um ausgereifte Grafikboards. Daß man eine v5 6000 überhaupt zum relativ normalen Spielen einsetzen kann grenzt für sich schon an ein Wunder.

Zu den Lesern dieses Artikels sei auch noch eine Kleinigkeit angemerkt: Dies ist erneut eine Einladung zu einem kleinen Rundflug durch die Vergangenheit, mit den Voodoo4, Voodoo5 und GeForce2 Karten als Stationen. Wer sich für die Legende der v5 6000 nie interessiert hat, oder für die Frage, wie der Kampf der GF2 Ultra gegen die v5 6000 ausgegangen wäre, wer nie dem Reiz von 3dfx erlegen ist, den werden die Inhalte der kommenden Seiten vielleicht auch nicht interessieren. Wer sich jedoch schon immer im Reiz des etwas "anderen" Grafikpioniers verfangen hat, der sollte vielleicht weiterlesen, da einige einzigartige Bilder und Informationen folgen werden.

Möglicherweise sollten vor der Präsentation der v5 6000 noch einige Dinge zu 3dfx selbst gesagt werden, die vor allem für jene Leser interessant sein dürften, die damals nicht so eng mit 3dfx auf Tuchfühlung gegangen sind, oder gehen konnten. Schon mit der ersten Add-On Karte, dem originalen Voodoo Graphics legte 3dfx den Grundstein für eine skalierbare Technologie, auch wenn dieses Charakteristikum erst später in den Produktnamen übernommen wurde (VSA - Voodoo Scalable Architecture). Sowohl von der Voodoo, als auch von der Voodoo² existierten sogenannte SLI (Scanline Interleaving) Versionen, die ab der Voodoo² erst richtig in den Massenmarkt migriert wurden. Schon damals blickte man mit Skepsis auf die Multi-Karten Technik, wo eine Karte die geraden und eine die ungeraden Bildzeilen berechnete. Die monströse Leistung ließ aber im Endeffekt keinen anderen Schluß zu, als der Voodoo² die Position des Marktführers erneut zuzugestehen. Viele User, die damals auf 3dfx stießen, schätzen den außergewöhnlichen Charakter eines SLI Systems, der sich ja doch sehr von den aufkommenden Single-Chip 2D/3D Lösungen unterschied. Hier schieden sich erstmals die Geister - brachiale Gewalt oder doch lieber eine schlanke, sparsame Lösung? Viele entschieden sich damals für beides - eine 2D/3D Karte als primäre und eine oder zwei Voodoo² als sekundäre Grafikadapter. Dadurch kam man auch immer noch in den Genuß der damals üblichen, proprietären Glide-API.

Nach den Voodoo²SLI Systemen legte 3dfx die gesamte Multi-Prozessor Schiene erstmals auf Eis und produzierte die Voodoo3 mit Codenamen "Avenger" - eine kompakte, aufgerüstete Version des beinahe gescheiterten Banshee Chips.

Mit der Voodoo3 kam eine neue Marketing-Leitung, ein komplett überarbeiteter Werbeplan und auch ein neues Logo. Innovation bemängelte man aber bei der Voodoo3; Features wie T&L oder 32bpp Rendering fehlten dem Chip, auch wenn man über den damaligen Nutzen dieser Features streiten kann. So blieb die Voodoo3 eine robuste, passiv gekühlte Lösung, die den absoluten Speed-Freaks nicht mehr sehr dienlich war. Zudem wurde die passive Kühllösung als zu leistungsschwach bemängelt - wenn man vom heutigen Blickpunkt aus urteilt ein Irrsinn, denn die gesamte v3 Serie zeigte keinerlei thermale Probleme und heute freut man sich, wenn man eine passiv gekühlte und schnelle Grafikkarte sein eigen nennen kann. Eins war aber nun für 3dfx' Technologieentwicklung sonnenklar: Wenn man wieder in höhere Performanceregionen vorstoßen wollte, so müßte SLI wieder her, und einige der für die Rampage gedachten Forschungen müßten für ein neues Produkt abgeschöpft werden.

So wurde 3dfx' letzter Sproß geboren: Der VSA-100 "Napalm" Chip. SLI war mit ihm tatsächlich zurückgekehrt, und dies in einer hochoptimierten Form. Von den unzähligen geplanten Produkten blieben aber letzten Endes noch dazu mit verspätetem Launch nur die Voodoo4 4500 und die Voodoo5 5500 übrig. Der winzige Rest verlief sich in Form von Prototypen, wie etwa den VSA-101 "Daytona" Single-Chip Karten mit DDR-SDRAM oder etwa den besagten Voodoo5 6000 Prototypen, die heute die begehrtesten Grafikkarten der gesamten Welt darstellen.

Und um sie - die "Göttin" der 3dfx Grafikkarten soll es heute gehen, in diesem mehr als ungewöhnlichen Review:

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