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3dfx Special zum zweiten Todestag Seite 3 - Avenger, der Voodoo3 Chip Auch wenn dem Voodoo² Chipsatz unter Hardcore Spielern ein enormer Erfolg beschert war, so erlangten weder er, noch sein Ableger Banshee wirklich einen respektablen Platz im OEM Bereich, womit sich die Gewinne des etwa 200 Mann starken Unternehmens 3dfx Interactive stark in Grenzen hielten. Im Frühjahr 1999 kam dann eine gewaltige Wende für 3dfx, als ein gewisser Herr Richard Burns der Firma beitrat und ein viertel Jahrhundert an Marketingerfahrung aus dem Consumer- und Entertainmentmarkt mitbrachte. Im Zuge dessen wurde eine geradezu gewaltige, 20 Millionen US-Dollar schwere Werbeaktion gestartet, mit der auch das neue 3dfx (nicht mehr "3Dfx") Logo und heute legendäre Slogans wie "So powerful, it's kinda ridiculous!" oder "Fillrate is King!" eingeführt wurden. Zuvor jedoch folgte noch die Übernahme von STB Systems Incorporated, einem Hersteller diverser Platinen, unter anderem auch und hauptsächlich Grafikkarten. Damit war 3dfx auch im Besitz eines Leiterplattenwerkes in Juarez, Mexico. Dies wird heute beinahe als der schlimmste Fehler in der Geschichte von 3dfx angesehen, höchstens von den permanenten Verzögerungen durch die Rampage Forschung getoppt. Man konnte nun zwar die Einprägsamkeit des Voodoo Markennamens durch einheitliche Produktserien erhöhen, doch schnitt man sich einige Märkte ab, da man nun nicht mehr an alle Kartenhersteller lieferte, sondern eben alle Karten selbst herstellen wollte. Ein gutes Beispiel sind hier die asiatischen Grafikkartenhersteller, die sehr eng mit dem asiatischen OEM Markt verbunden ist. All diese Faktoren hatte man nicht einkalkuliert, was zu einem Rückgang der Marktpräsenz führte, zudem das einzelne STB Werk in Mexico kaum dazu in der Lage war, auch nur den reduzierten Bedarf nach Voodoo Karten zu decken.
Daran änderte leider auch der enorm verspätete Voodoo3 Chip mit Codenamen "Avenger" nichts. Zwischen der Ankündigung am 16.11.1998 und den ersten verfügbaren Karten Mitte 1999 verging einfach zu viel Zeit. Als die Karten Voodoo3 2000 (143/143MHz) und Voodoo3 3000 (166/166MHz) schließlich erschienen, waren sie zwar performanceseitig nicht so schlecht, technologisch hatte sich aber nicht sehr viel getan. Der Chip war im Prinzip nur ein leicht überarbeiteter 0.25µm Banshee, der nun mit der notwendigen zweiten Textureinheit ausgestattet wurde. Dafür hatte man aber nun endlich die gewünschte und von Seiten der Kompatibilität und Stabilität her exzellente Single-Chip Karte. Der Avenger war zwar ebenfalls skalierbar, SLI Produkte auf Basis der Voodoo3 blieben aber speziellen Simulatoren von Quantum3D vorbehalten, da sich Quantum3D nun auch langsam rein in professionellere Märkte zurückzog. Obwohl der Voodoo3 also ein besonders gutes Beispiel für stabile Treiber und generell problemlosen Betrieb war, konnte der OEM Markt wieder nicht überzeugt werden, da man erstens in der Speicherbestückung hinten anstand (16MB statt 32MB wie bei TnT2 / Ultra Modellen), und zweitens noch kein 32bpp Rendering zu bieten hatte, was auch der Grund für die schlanken 16MB Speicher war.
Mit wieder arger Verspätung brachte man schließlich noch eine Multimedia-Lösung auf den Markt, die Voodoo3 3500 TV AGP, die mit einem qualitativ hochwertigen TV-Tuner aus dem Hause Samsung (PAL) oder Philips (NTSC) ausgestattet war. Um dem Paket noch daß Sahnehäubchen aufzusetzen bestückte man die Voodoo3 3500 auch noch mit den besten verfügbaren Chips und taktete sie standardmäßig auf 183/183MHz, womit diese v3 Chips auch alle Voodoo²SLI Systeme deutlich hinter sich lassen konnten. Zudem wurde diese Karte mit dem sogenannten "3dfx A/V Pod" und einem extrem abgeschirmten Kabel ausgestattet, womit der Anschluß von SVHS oder Composite Cinch Kabeln für Video und Audio kein Problem mehr darstellte. Die mitgelieferte 3dfx-eigene Software "Visual Reality" war ebenfalls von hoher Qualität und erlaubte gegen Ende der Entwicklung auch Video-Capturing in voller PAL oder NTSC Auflösung. Dazu kam sogar ein eigener MPEG2 Codec zum Einsatz, lediglich ein etwa auf 500MHz getakteter Prozessor (P-III / Athlon Classic) war Voraussetzung für das Capturing-System. Entgegen erster damaliger Ankündigungen sollte es jedoch keinen Nachfolger zur v3 3500 TV AGP mehr geben. Im 2D Bereich war die Voodoo3 eine Karte, die selbst Matrox kaum nachzustehen hatte. Schlechtere 2D Bildqualität in hohen Auflösungen bei gleichzeitigem Einsatz hoher Refresh-Raten durch Loop Kabel wie bei den Voodoo Graphics und Voodoo² Chipsätzen gehörten damit der Vergangenheit an. Ein 350MHz schneller RAMDAC sorgte nun für ausreichende Refresh-Raten. Während die 2D Qualität des immer stärker werdenden Konkurrenten nVidia leicht schlechter schien, sah die Featurepalette im 2D Bereich gleich aus. Man hatte zu dieser Zeit eher dieses "Na endlich" Gefühl im Kopf, als sich wirklich über die hohe Bildqualität der Voodoo3 zu freuen.
Um beim Umstieg auf SDRAM keine Leistung zu verlieren, wechselte man auf ein 128-Bit breites Speicherinterface, das auch ein wenig effizienter arbeiten sollte, als die bisherigen Dual/Triple-Channel 64-Bit EDO Speichersubsysteme. Den AGP Slot nutzt die Voodoo3 übrigens nicht im herkömmlichen Stil, sondern lediglich im 66MHz PCI Modus. Dies bremst zwar prinzipiell selbst bei wesentlich stärkeren aktuellen Grafikchips kaum die Leistung, kostete der Voodoo3 allerdings die Möglichkeit, AGP Texturing durchführen zu können. Dies schlug sich vor allem in sehr hohen Auflösungen nieder, wenn der Texturspeicher knapp wird, und Texturen in den System-RAM ausgelagert werden müssen. So blieb die Voodoo3 im Endeffekt eine Karte, mit der man am besten in 1024x768 spielte, mehr war aber auch auf den Geräten der Konkurrenz ohnehin eher nicht zu empfehlen. Was vielleicht angemerkt werden sollte ist, daß alle Voodoo3 Karten einschließlich der auf 183MHz getakteten v3 3500 mit Passivkühlung liefen. Für ein in 0.25µm gefertigtes Produkt eigentlich nicht übel. Dem trotz den Vorteilen eher mäßigen Erfolg des Avengers (ger. "Rächer") folgte die Ankündigung des nächsten Produkts, daß wie alle Chips seit der Voodoo² aus Teilen der Rampage Forschung bestehen sollte, dieses Produkt trug den umstrittenen Codenamen "Napalm". Als Produktbezeichnungen wurden wenig später die Namen "Voodoo4" und "Voodoo5" festgelegt. Während sich Matrox kurz mit der G400 an die Spitze der Leistungen setzen konnte und das brandneue EMBM (Environment-Mapped Bumpmapping) einführte, wurde kurz danach alles von der allerersten GeForce niedergewalzt, die neben dem 32-Bit Hype auch noch den des T&L's startete. Darin gingen sowohl die Voodoo3 als auch Matrox' Innovativität vollkommen unter, zudem es die G400 aufgrund schlimmerer OpenGL-Probleme ohnehin schwer hatte. Von der Voodoo3 wurden später auch noch zwei billige Ableger namens "Velocity" gefertigt, die im Prinzip einen Voodoo3 2000 Chip mit 8MB Speicher und deaktivierter zweiter TMU darstellte. Da sich diese in der Registry einfach wieder einschalten ließ, konnte man so so einer passablen Voodoo kommen, und mit einigen Tricks auch echte v3 Treiber installieren. Da diese für den Office-Bereich gedachte Karte jedoch so gut wie keine Marktakzeptanz genoß, werde ich auch auf dieses Produkt nicht näher eingehen. Am 06.12.1999 tritt Greg Ballard als Präsident von 3dfx schließlich zurück, und wird durch den 1998 zum Board of Directors hinzugekommenen Dr. Alex Leupp ersetzt. Es ist anzunehmen, daß Greg Ballard die unsichere Zukunft von 3dfx schon gefährlich werden sah, und so wechselte er die Branche und trat einer der 20 größten amerikanischen Online-Projekte "MyFamily.com" bei, die sich hauptsächlich um das Zusammenführen von Familien und die Reparatur gebrochener familiärer Beziehungen kümmert, US-typisch natürlich alles online. |
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